Es ist leider nicht zu ändern: Die Energierechnung wird für uns alle heuer teils empfindlich teurer werden. Beim Strom liegt es vor allem daran, dass sämtliche Hilfsmaßnahmen wie die Stromkostenbremse oder das Aussetzen diverser Abgaben per 1. Jänner ausgelaufen sind und dazu noch die Netztarife steigen. Die Energieanbieter beziffern die Mehrkosten für einen durchschnittlichen Haushalt mit etwa 450 Euro im Jahr. In etlichen Fällen wird es deutlich mehr sein. Beim Gas erwarten diverse Portale im Schnitt zwischen 150 und 250 € mehr (teurere Netze, höhere CO2-Abgabe). Auch für die heimische Industrie bleiben die hohen Energiepreise ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsnachteil.

Anders als vor zwei Jahren kann man sich nicht auf gestiegene Großhandelspreise und Verwerfungen als Folge des Ukraine-Krieges ausreden. Hingegen stimmt das Argument, dass der "Markt" nicht richtig funktioniert. Noch immer gilt in Europa die Regel ("merit order"), dass das teuerste Kraftwerk den Großhandelspreis dominiert. Das ist vor allem für Österreich ein Nachteil, weil wir nichts davon haben, dass unsere Strom-Erzeugung im Inland mit hauptsächlich Wasserkraft, Wind und Photovoltaik deutlich billiger ist.
Warum die Gewinne der Energieversorger so hoch sind
Das führt natürlich dazu, dass die Gewinne der Energieversorger hoch sind. Diese werden einerseits investiert (in Erneuerbare, Netzausbau usw.), andererseits ausgeschüttet an die Eigentümer. Das ist in der Regel die Öffentliche Hand, nur bei den börsenotierten Gesellschaften Verbund und EVN gibt es einen (kleinen) privaten Streubesitz. Bei Bund und Ländern verschwinden diese Dividenden dann in den Budgets. Würde man - wie das einige fordern - Sondersteuern für die Versorger einführen, würde das wenig ändern. Das Geld fließt dann halt vorher schon an die öffentliche Hand, weil dann weniger Gewinn bzw. weniger Dividende überbleibt.
Die Kunden sind die Blöden. Es sieht so aus, als ob sie für die Energiewende zahlen, während sich andere daran bereichern. Um bei ihnen für niedrigere Preise zu sorgen, gäbe es zwei Möglichkeiten: Man könnte die Steuern bzw. Abgaben reduzieren, die schon über 30% der Stromrechnung ausmachen. Angesichts der tristen Budgetlage wird das aktuell nicht passieren, obwohl es Haushalten und Betrieben helfen und die Konjunktur ankurbeln würde. Beim reinen Energiepreis wäre ein Alleingang in Österreich problematisch, das wurde schon zu Beginn des Ukrainekriegs diskutiert. Würden wir unseren Strom aus Wasserkraft billig anbieten dürfen, würden sich alle Nachbarländer darum reißen, was zu Verwerfungen auf den Märkten führen würde. Wir leben nun einmal nicht auf einer Energiepreis-Insel.
Die EU hat es bislang nicht geschafft, ein neues und besseres Modell auf Schiene zu bringen, das die Wirtschaft (und die Haushaltskunden) entlastet. Natürlich kann der Staat wieder einen "Preisdeckel" einführen, wie er gerade ausgelaufen ist. Das kostet viel Steuergeld und ist nicht gerade sozial treffsicher. Mit dem Problem der hohen Preise stehen wir allerdings nicht alleine da: In Deutschland hat die CDU, die laut Prognosen die kommende Wahl gewinnen wird, in ihrem Programm eine Senkung der Strompreise um 5 Cent je Kilowattstunde in Aussicht gestellt.
Die Energiewende passiert zu langsam und auf Kosten der Konsumenten
Schuld an den hohen Energiepreisen in Europa ist auch, dass der Ausbau der Erneuerbaren und der dazugehörigen Netze viel zu langsam passiert und noch jede Menge fossiler und teurer Kraftwerke (Kohle!) am Netz hängen. Beim Gas hat man zwar die Abhängigkeit von Russland reduziert, muss dafür das LNG-Gas von den Amerikanern in Wahrheit zu wahnwitzig hohen Preisen kaufen. Zwar heißt es immer, dass langfristig der Einsatz der Erneuerbaren dazu führt, dass Energie billiger werden sollte. Doch man darf auch nicht vergessen, dass zwar der Energiebedarf insgesamt sinkt, sich der Strombedarf aber bis 2040 verdoppeln wird. Die zunehmende Elektrifizierung des Lebens (E-Mobilität usw.) muss zunächst einmal finanziert werden.
In Österreich zahlen das also derzeit hauptsächlich die Strom- und Gaskunden. Man könnte das auch über die öffentliche Hand machen, die eigentlich für Infrastruktur zuständig ist. Doch sie lässt sich neue Leitungsnetze lieber von den Verbrauchern zahlen, weil es beim Staat an Geld fehlt. Die Budgets platzen aus allen Nähten, weil es überall an Reformkraft fehlt und Milliarden versickern, um Wahlzuckerln und ständig wachsende Sozialausgaben zu finanzieren. Alternative Modelle für den Netzausbau, z. B. über den Finanzmarkt, wurden bislang nicht ernsthaft geprüft. Die Folge ist jedenfalls, dass Energie teuer bleiben wird und ein Bremsklotz beim steinigen Weg aus der Rezession ist.
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