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Autorenbildmanfredschumi

Warum die Inflation bei uns immer noch viel zu hoch ist

Die Inflation ist bei uns mit 4,2% im März noch immer eine der höchsten in Europa bzw. fast doppelt so hoch wie der Schnitt in der Eurozone von 2,4%. Zum Vergleich: Frankreich hat ebenfalls 2,4%, in Deutschland ging es auf 2,2% zurück, in Italien sind es gar nur 1,2 Prozent. Aus der österreichischen Regierung tönt seit einiger Zeit, dass man die Teuerung mit allen Mitteln bekämpfen muss. Sehr lustig, denn das Problem ist zu einem nicht unbeträchtlichen Teil hausgemacht.


Wie hat man die Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges in Österreich bekämpft?

Man hat den Bürgern mehr Geld gegeben. Teuerungsbonus, Klimabonus, Familienbonus, außertourliche Einmalzahlungen, eine Steuerreform usw. Fast alle dieser Hilfen wurden nach dem Prinzip Gießkanne über die gesamte Bevölkerung ausgeschüttet. Arm und reich wurden gleichermaßen bedacht, wobei steuerlichen Entlastungen natürlich bewirkten, dass man umso mehr profitierte, je mehr man verdient. Das alles führte jedenfalls dazu, dass die Kaufkraft erhalten bzw. erhöht wurde, das ist unbestritten.



Die Inflation ist bei uns um bis zu zwei Prozentpunkte höher als in der Eurozone

Das befeuerte also den Konsum, zum Teil gab es auch Nachholbedarf nach Corona (z. B. bei Urlaubsreisen). Mehr Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot führt laut Lehrbuch zu Preiserhöhungen und damit steigender Inflation.

Man hat also den Effekt, den wir nicht beeinflussen konnten - nämlich den Anstieg der Energiepreise - durch eigene Maßnahmen noch verstärkt.


Die hohen Lohnabschlüsse setzten noch eines drauf


Jetzt kommen die Lohnrunden ins Spiel. Die in Österreich übliche Praxis, dass die Teuerung der letzten zwölf Monate abgegolten werden muss und dass es dann noch ein paar Zehntel oben drauf gibt, führte zu Rekordabschlüssen von bis zu zehn Prozent, in Einzelfällen sogar mehr. Das wiederum konnten sich viele Arbeitgeber nur leisten, indem sie ihrerseits sofort die Preise erhöhten. Für die Konsumenten sichtbar wurde das vor allem in der Gastronomie und in der Hotellerie. Abgesehen davon mussten sogar die Wirtschaftsforscher eingestehen, dass jeder Prozentpunkt mehr Lohn die Inflation um 0,3 bis 0,5% erhöht.


Der Fluch der Indexierung bei Preisen und Gebühren


Dazu stellte sich eine weitere bei uns übliche Praxis als fatal heraus: Das "Indexieren" der Preise. Nicht Angebot und Nachfrage oder die Kostenentwicklung oder der Wettbewerb sind Maßstab für die Kalkulation. Da ist es doch viel einfacher, alles um den Verbraucherpreisindex zu erhöhen. Beginnen wir bei der öffentlichen Hand: Von den Gebühren für Müll und Wasser, Parken, die Rezeptgebühr oder bei diversen Ämter - alles steigt meist brav mit der Inflationsrate mit. Das setzt sich fort in Mietverträgen, bei Versicherungen, Bankgebühren. Alles wird "automatisch" teurer. Sogar jene, die das bisher nicht so machten, schlossen sich an. "Wir haben ja eh nur um die Inflationsrate erhöht", hieß es.

Als man die Folgen dieser Teuerungsspirale bemerkte und Österreichs Inflation trotz sinkender Energiepreise ständig um bis zu zwei Prozentpunkte höher war als in der Eurozone oder z. B. in Deutschland, setzte ein (später) Lernprozess ein. Im Nachhinein ist man bekanntlich klüger. Im besten Fall lernt man daraus.


Neue Ideen für einen Inflations-Stopp verpuffen


Die Bundesregierung verkündete für 2023 einen "Gebührenstopp" der öffentlichen Hand. Im Bund hielt man sich dran. Leider machten vor allem viele Gemeinden da nicht mit, weil ihnen hinten und vorne das Geld fehlt und sie Land und Bund dafür verantwortlich machen. Arbeitgeber und Experten appellierten (bis jetzt) vergeblich an die Gewerkschaften, sich andere Modelle für die Lohnrunden zu überlegen. So könnte man z. B. die Abschlüsse nicht an die vergangenen Monate koppeln, sondern an die künftige Wirtschaftsentwicklung. Auch längere Laufzeiten und die Ausnutzung von Steuervorteilen (etwa bei Einmalzahlungen) sind überlegenswert. Doch in der Realität bleibt alles beim alten. Selbst in der Baubranche, der es angeblich aktuell so schlecht geht, wurden diese Woche Erhöhungen von bis zu 7,8% beschlossen.


Es gibt keinen Grund, den bisherigen Rückgang zu feiern


Zu befürchten ist allerdings, dass Österreich unter den Spitzenreitern der Teuerung bleibt. Denn natürlich sinkt die Inflation 2024 im Vergleich zum Vorjahr, weil Strom und Gas und Öl im Jahresvergleich deutlich billiger geworden sind. Das ist aber keine Grund, so wie die in Wahlkampfstimmung befindlichen Politiker in Jubel auszubrechen. Denn der Abstand zu anderen Ländern ist noch immer unglaublich hoch und wird sich in den nächsten Monaten kaum verringern. Nur Kroatien und Estland haben höhere Werte als Österreich.


Spielt das eine Rolle? Natürlich, denn die hohe Inflation schadet der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe. Der hohe Abstand bei den Lohnkosten im Vergleich zu Mitbewerbern im Ausland kostet Erträge und in Folge Arbeitsplätze. Schon jetzt spürt man, dass der Bedarf an neuem Personal - das dominierende Thema der letzten Jahre - vor allem in der Industrie sinkt. Der Beweis dafür sind die zuletzt wieder stark steigenden Arbeitslosenzahlen...



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