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Warum das Wachstum zu Ende geht

Es wird nur mehr wenig oder kein Wachstum bei uns geben

Die Wirtschaftsforscher sind sich ziemlich sicher, dass nach zwei Jahren der Rezession das reale BIP in Österreich 2025 wieder leicht zulegen wird. Ob es 0,2 oder 0,3 oder 0,5 Prozent sein werden erfahren wir erst, wenn die Statistik Austria die Prognosen mit harten Fakten bestätigt hat. Die Experten sind sich aber einig: Ein "Aufschwung" ist das nicht. Selbst die mittelfristigen Prognosen klingen nicht gerade rosig. Das IHS (Institut für Höhere Studien) erwartet von 2025 bis 2029 im Schnitt gerade einmal ein jährliches Plus von 0,9%. In die Zukunft zu schauen ist generell schwierig, aber im ersten Jahr liegen wir schon einmal deutlich unter dem Schnitt.


Manche (Politiker) werfen den Forschern vor, dass sie in letzter Zeit sehr oft daneben gelegen sind und daher eine Mitschuld and der Budgetmisere haben, weil die Einnahmen des Staates aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Lage niedriger waren als angenommen. Das ist erstens ein ziemlich billiger Versuch, die Verantwortung für verantwortungslose Politik (zu großzügige Corona-Hilfen, Reformstau bei Pensionen, Föderalismus usw.) abzuschieben. Zweitens können Wifo und IHS ihre Prognosen nur aufgrund der Daten erstellen, die ihnen vorliegen. Wirklich präzise Vorhersagen sind eben nur für in paar Monate im voraus möglich. Alles weitere sei ein Trend, der darauf beruht, dass sich die großen Rahmenbedingungen nicht ändern.


Im Falle Österreichs bedeutet das, dass wir uns verabschieden müssen von den Zeiten, als 2-3 Prozent jährliches Wachstum keine Seltenheit waren. Da spielten früher Sondereffekte mit wie etwa unser EU-Beitritt 1995, der in fünf darauffolgenden Jahren für ein reales BIP-Plus zwischen 2,1 und 3,8% sorgte. Auch von der Ost-Erweiterung der EU profitierten wir enorm, ab 2005 gab es wieder vier Jahre lang Zuwachsraten von real 2,3 bis 3,8%. Rückschläge mit einem deutlichen BIP-Rückgang sah man nach der Finanzkrise (2009) und durch Covid (2020). Der Nachholeffekt brachte 2021 und 2022 noch einmal fast 5% plus. Doch damit dürfte es endgültig vorbei sein, erzählte vor kurzem IHS-Chef Helmut Bonin.


Sondereffekte für die Konjunktur sind Geschichte


Denn die 20er Jahre sind geprägt durch große demographische Veränderungen, die sich auf die Konjunktur auswirken: Da ist die Babyboomer-Generation (der stärkste Jahrgang aller Zeiten war 1964), die sukzessive in Pension geht. Wer nicht mehr arbeitet, verdient weniger und gibt weniger aus. Dazu kommen durch die geburtenschwächeren Jahrgänge deutlich weniger Junge neu in den Arbeitsprozess. Durch die Zuwanderung (die sich zuletzt wieder abschwächte) kommen zwar Menschen dazu, die hier arbeiten und wohnen und Geld ausgeben und dadurch zum BIP beitragen. Doch das ändert laut nichts am Trend der schrumpfenden Bevölkerung, der wachstumshemmend wirkt.


Dem gegensteuern kann man nur, indem die Produktivität deutlich zunimmt. Doch die ist seit einiger Zeit rückläufig. Vor allem die Industrie leidet bereits seit längerer Zeit unter einer Rezession, deren Ende noch nicht absehbar ist. Da spielt leider die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit aufgrund zu hoher Kosten (Energie, Löhne) eine Rolle. Auch der Abbau zahlreicher Jobs und die damit verbundene steigende Arbeitslosigkeit wirken wachstumshemmend.


Nicht unterschätzen sollte man psychologische Effekte, die sich auf den privaten Konsum auswirken, der trotz relativ hoher verfügbarer Einkommen sehr verhalten ist. IHS-Chef Bonin vermutet, dass vielleicht die angehenden (Babyboomer-) Pensionisten schon damit rechnen, dass sie künftig weniger Einkommen zur Verfügung haben und daher weniger ausgeben. Sie hätten zwar genug, legen es aber lieber an, wie man an der hohen Sparquote sieht. Geld, das nicht ausgegeben wird, trägt nichts zum Wirtschaftswachstum bei.


Daher werden wir uns darauf einstellen müssen, dass Österreich seinen Wohlstand zwar verwalten, aber kaum vermehren kann. Das BIP pro Kopf liegt immer noch unter dem Wert von 2019 (vor Corona) und wird in den kommenden Jahren auch kaum zulegen. Es ist nun einmal die Realität, dass nur Länder, die sich bemühen, beim Lebensstandard gegenüber Westeuropa aufzuholen, auf höhere Wachstumsraten kommen werden. Für Osteuropa z. B. werden heuer und 2026 bis zu 2,6% erwartet. Davon können wir hierzulande nur träumen.

 
 
 

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