Der Streit ums Arbeiten im Alter
- manfredschumi
- vor 1 Tag
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Man hört es immer wieder: Das faktische Pensionsalter muss angehoben werden. Einerseits kommt es dem staatlichen Rentensystem zu teuer, wenn der Großteil der Arbeitnehmer mit 61 oder 62 aufhört und dann 20 oder 30 Jahre lang eine Pension bezieht. Andererseits sind viele Arbeitgeber nach wie vor nicht bereit, ältere Dienstnehmer länger zu beschäftigen, weil sie ihnen schlicht zu teuer werden. Es fehlt daher in Österreich ein Arbeitsmarkt für Ältere, den wir dringend brauchen werden. Da muss es nicht um Vollzeit-Stellen gehen. Denn es sind schlicht das Know-How und die langjährige Berufserfahrung, die 60-jährige oder sogar 70-jährige für viele Unternehmen wertvoll machen. In wenigen Stunden schaffen sie das, wofür andere erst mühsam angelernt werden müssen.

Der Facharbeitermangel, der in wirtschaftlich besseren Zeiten schon eine Bedrohung für viele Branchen war, hat sich aufgrund der langen Rezession etwas entschärft. Doch die Atempause ist kurz. Die Babyboomer-Generation drängt mit Riesenschritten in den Ruhestand. Das wird zu großen Lücken in den Betrieben führen, denn es kommen schon rein zahlenmäßig zu wenige gut Ausgebildete nach. Der Traum, diese Lücke mit ausländischen Fachkräften zu füllen, ist. unrealistisch. Denn mittlerweile sind diese überall in Europa gefragt, da hat das Hochsteuerland Österreich keine guten Karten.
Mit finanziellen Anreizen kann man sogar Pensionisten locken
Man braucht also offenbar Anreize, um im Inland einen besseren Arbeitsmarkt für Ältere zu schaffen. Es kann und muss natürlich niemand gezwungen werden, länger zu arbeiten. Aber es gibt - das zeigen Untersuchungen - viele Arbeitnehmer, die durchaus bereit sind, sogar über das Pensionsalter hinaus tätig zu bleiben. Immer wieder kommt dabei die Diskussion über steuerliche Anreize ins Spiel. Da gibt es die "verkehrte" Variante, bei der man Unternehmen bestrafen will, wenn sie sich von Mitarbeitern trennen, die kurz vor der Pensionierung stehen. Kann man machen, birgt aber die Gefahr, dass stattdessen dann jüngere (mit schulpflichtigen Kindern) geopfert werden.
Besser wäre natürlich ein Anreizsystem. Betriebe zu belohnen, wenn sie einen älteren Facharbeiter behalten oder einstellen, wäre möglich, aber eine sehr teure Förderung. Klüger ist es, steuerliche Erleichterungen für Ältere zu schaffen, die dann freiwillig länger im Arbeitsprozess bleiben. Daher wurde die Idee einer "Flat Tax" für Ältere geboren, die sogar im Regierungsübereinkommen steht. Sie soll allerdings nur für jene gelten, die bereits das Regelpensionsalter erreicht haben. Derzeit ist ein Pensionist, der noch etwas arbeiten möchte, ein echter Idealist. Denn sein Einkommen wird zur Pension dazugeschlagen und dadurch mit einer höheren Progression besteuert. Wer das als Selbständiger macht, kommt noch einmal zum Handkuss: Er muss sich bei der SVS versichern und daher doppelt Sozialversicherungsbeiträge bezahlen (inklusive eines Pensionsbeitrags für Gewerbetreibende, von dem er nie einen Cent sehen wird...).
Flat Tax würde Bereitschaft zum Arbeiten erhöhen
Daher hat die Idee, Zusatzeinkünfte zur Pension nur mit einer Flat Tax von 20% zu besteuern, durchaus Sinn und würde die Bereitschaft zum Arbeiten im Alter wohl deutlich erhöhen. Rund 30.000 bis 40.000 von 100.000 Neupensionisten sollen das laut Seniorenbund in Erwägung ziehen. Doch man hat die Rechnung ohne die österreichische Neidgesellschaft gemacht: Arbeiterkammer & Co. entrüsten sich darüber, dass dies ein "Steuergeschenk für Besserverdiener" wäre. Wieder einmal ein Zeichen, dass die gleichen Herrschaften, die jahrelang die abschlagsfreie Frühpension ("Hacklerregelung") propagierten, den Arbeitsmarkt nicht verstanden haben.
Es geht wie oben erwähnt darum, den Facharbeitermangel zu lindern, indem man es attraktiver macht, dass "Best Ager" länger zur Verfügung stehen. Kleiner Sidestep: Für jene, die weniger verdienten und aufgrund ihrer Qualifikation und ihres Einkommens weniger Pension bekommen, macht die Politik ohnedies seit Jahren genug. Sie werden bei den meisten Pensionserhöhungen bevorzugt und erhalten mehr Geld, als ihnen aufgrund ihrer Einzahlungen ins System zustehen würde.
Eigeninitiative und Leistung müssen sich lohnen, sollte man meinen. Daher kann man jene, die sogar bereit wären, im fortgeschrittenen Alter noch tätig zu bleiben, durchaus mit einem Steuerzuckerl locken.
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