Es war ein lapidarer Satz in den Zeitungen einen Tag nach dem Trump-Attentat: "Die Finanzmärkte stellen sich vermehrt darauf ein, dass die Republikaner die Wahl gewinnen." In dieser Aussage stecken unheimlich viel Fatalismus, Häme und Verlogenheit. Im Klartext wird dadurch das bestätigt, was die traurige Realität ist: Egal ob Diktatoren, Verrückte, Kriegstreiber oder Massenmörder in großen Staaten regieren, die "Märkte" arrangieren sich mit ihnen. Denn es geht darum, weiter gute Geschäfte zu machen und den Anlegern Gewinne versprechen zu können. Da fragt niemand nach der Moral.
Das gilt nicht nur für die USA. Die internationale Gemeinschaft ruft rasch nach "Sanktionen", wenn Menschenrechte verletzt, Bomben geworfen oder Kriege begonnen werden. Würden diese konsequent bis ins Letzte durchgezogen, hätte das natürlich auch für die Geschäftspartner auf der anderen Seite riesige negative Folgen. Mit Wladimir Putin sind längst nicht alle ökonomischen Verflechtungen beendet. Auch die Mullahs im Iran dürfen weiter ihr Öl verkaufen.
Die Trump-Aktie stieg um 50 Prozent - eine Wette auf den Wahlsieg
Der notorische Lügner Donald Trump hat unzählige Gerichtsverfahren am Hals, darf weiter ungestraft behaupten, bei der letzten Wahl sei ihm der Sieg "gestohlen" wurden. Die Wall Street hat andere Probleme. Steuersenkungen für Großkonzerne hat Trump in seiner letzten Amtsperiode eingeführt, das wissen sie noch alle. Also wird er sie verlängern und womöglich sogar neue erfinden. Die Fondsmanager werden Beifall klatschen und ein bisschen umschichten in ihren Portfolios zu den Branchen, die von der MAGA-Politik ("Make America great again") profitieren. Der exzentrische und genauso unberechenbare Milliardär Elon Musk hat sich auch schon als Trump-Fan geoutet und erhofft sich mehr Unterstützung für seine Projekte, sei es im Weltraum oder bei den E-Autos. Man kann sicher sein, dass er erhört wird. Dafür wird wohl eine monatliche Wahlkampfspende in zweistelliger Millionenhöhe fließen. Es kann durchaus sein, dass das den Tesla-Aktienkurs in die Höhe treibt. Die Trump-Aktie, ein kleines Unternehmen mit wenig Umsatz und hohen Verlusten. stieg am Tag nach dem Attentat um 50%. Sie ist eine Finanzwette auf seinen Wahlsieg. Doch das könnte erste der Anfang sein.
Wer am meisten profitiert, wenn die Republikaner gewinnen
Rüstungs- und Erdölindustrie zählen meist zu den Profiteuren, wenn ein Klimaleugner wie Trump wieder ins Weiße Haus einzieht. Die teuren Geschenke für die die Oberschicht werden die Finanzschulden der USA weiter explodieren lassen. 126 Prozent des BIP beträgt die aktuelle Verschuldung. Das kümmert in Wahrheit niemanden, keine Kommission schreit nach Eindämmung des horrenden Budgetdefizits oder leitet ein Verfahren ein. Für die sozial Schwachen hat diese Politik sowieso keinen Platz. Das ist egal, solange die mächtige Finanzindustrie zufrieden ist. Geht es den Aktien gut, geht es auch der Altersvorsorge der Amerikaner gut, weil dort nicht der Staat, sondern die eigene Geldanlage für eine Pension entscheidend ist.
Amokläufer, Waffenmissbrauch - das ist in den USA ganz normal
Na gut, das ist eben der Kapitalismus, in dem wir leben und der auch seine Vorteile hat, könnte man sagen. Doch die Radikalisierung der amerikanischen Gesellschaft, wie wir sie von Europa aus mit Staunen verfolgen, hat etwas mit dieser Mentalität zu tun: Profite machen ist immer legitim , auch wenn die Moral dabei verloren geht. Amokläufer, Selbstmordattentate und Waffenmissbrauch gehören mittlerweile zum Alltag in den USA. Doch deswegen sind die Börsenkurse nicht bedroht. Also läuft alles so weiter, könnte man mit etwas Zynismus behaupten. Hin und wieder keimen Protestbewegungen auf wie einst "Occupy Wallstreet", doch die sind längst vergessen. Vergessen wird man bald auch, dass Amerika einst als ein Vorzeigeland der Demokratie galt. Mittlerweile ist es für uns Europäer nur mehr ein warnendes Beispiel, wie tief man durch eine Radikalisierung der Politik sinken kann.
Doch eines muss man den Amis lassen: Sie sind die führende Wirtschaftsmacht der Welt. Die weltweit zehn größten Unternehmen stammen aus den USA. Der Dollar ist die unumstrittene Weltwährung. Die wahre Macht im Staat liegt wahrscheinlich sowieso längst bei der Finanzwelt. Bis zu einem gewissen Grad kann denen egal sein, wer regiert. Denn keiner wird es wagen, eine Politik zu machen, die die Profite an der Wallstreet auf Dauer schmälert. Und nach vier Jahren ist der Spuk mit Donald Trump sowieso vorbei. Das halten auch jene aus, die nicht zu den Profiteuren seiner Politik zählen werden.
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