Wenn jemand heutzutage von den "glorreichen Sieben" (The Magnificient Seven) spricht, dann meint er nicht den bekannten Western mit Charles Bronson oder Steve McQueen aus den 60ern. Nein, er meint jene börsennotierten US-Konzerne, deren Marktkapitalisierung die Wirtschaftsleistung der vier größten europäischen Staaten (GER, FRA, GBR, ITA) übersteigt. Manche nennen die sieben auch FANGMAN, nach ihren Anfangsbuchstaben: Facebook, Amazon, Netflix, Google, Microsoft, Apple, Nvidia.
Es klingt eigentlich unheimlich und bedrohlich, wie sehr uns die Amerikaner mit ihren Erfindungen in allen Lebensbereichen im Griff haben: Wir googeln täglich, shoppen bei Amazon, teilen auf Facebook, haben Windows auf dem Computer, zocken mit Nvidia-Software auf dem iphone und schauen abends Netflix. Willkommen im 21. Jahrhundert!
Sie alleine haben einen Börsenwert von über zehn Billionen (!) Dollar
Der Börsenwert dieser Tech-Riesen beträgt zusammen mittlerweile mehr als zehn Billionen (= 10.000 tausend Milliarden) Dollar! Niemand kann sich so einen Betrag vorstellen. Doch es lässt erahnen, welche Macht hinter diesen Konzernen steht. Die Aktionäre sind begeistert. Denn allein die auch im Vorjahr großteils zweistelligen Kursanstiege der sieben Erwähnten sorgen für Rekordstände beim Dow Jones und anderen Indices, obwohl sich der Gesamtmarkt gar nicht so gut entwickelt hat.
Die Milliardengewinne eröffnen den Giganten die Möglichkeit, dort zu investieren, wo in Zukunft womöglich noch höhere Gewinne zu erwarten sind. Was ist der Trend der Stunde? Die künstliche Intelligenz (KI). Manche glauben, dass sie so große Veränderungen bringen wird wie einst das Internet. Und wer investiert bereits jetzt Unsummen in die Entwicklung der KI? Erraten, es sind die Erwähnten: Nvidia erzeugt Grafikprozessoren für die KI, der Kurs hat sich in den letzten zwei Jahren vervielfacht und steigt noch weiter. Ein Drittel des Indexanstiegs der Technologiebörse Nasdaq geht allein auf Kosten der Nvidia-Aktie. Microsoft und Google (bzw. dessen Mutterkonzern Alphabet) liefern sich ein Duell, um bei KI-Anwendungen die Nase vorne zu haben. Geld spielt keine Rolle, schließlich wiesen die beiden zuletzt rund 20 Milliarden Dollar Gewinn aus. Im Quartal (!) allerdings, nicht im Gesamtjahr! Noch ein Größenvergleich: Mit diesem Ertrag könnte Google locker das österreichische Budgetdefizit für 2023 abdecken.
Europa bleibt bei diesem Wettlauf der Software-Giganten - wieder einmal - auf der Strecke. Die Amis zeigen uns erneut, wer bei Innovationen weltweit den Ton angibt. Da werden sogar die Chinesen noch neidisch. Doch man fragt sich schon, ob es in einer globalisierten Welt gesund ist, wenn bei wenigen Firmen so eine finanzielle und industrielle Macht konzentriert ist. Die Behörden in der EU und sogar in den USA haben bereits etliche Kartellverfahren geführt, um das monopolartige Auftreten der G7 zu brechen. Milliardenstrafen wurden bereits verhängt. Wenn selbst die findigsten und teuersten Juristen keinen Ausweg finden wird halt gezahlt. In Wahrheit sind die höchsten verhängten Bußen nicht einmal eine Herausforderung für die Portokasse.
Die Macht ist schon zu groß geworden
Soviel Macht bei wenigen Konzernen ist letztlich sogar den amerikanischen Politikern ein Dorn im Auge. Man habe es verabsäumt, rechtzeitig durch Gesetze das Wachstum einzubremsen. Es gibt aber ein laufendes großes Kartellverfahren: Das US-Justizministerium und mehrere Bundesstaaten haben die Google-Mutter Alphabet geklagt, weil sie mit milliardenschweren Zahlungen ihre Suchmaschine z. B. auf Apple-Produkten als Standard einrichten lässt. Daher hat Google bei Internetanfragen in den USA 90% Marktanteil. Bei den weltweiten Ausgaben für Online-Werbung entfallen etwa 40 Prozent (!) bzw. 200 Milliarden Dollar auf die Suchmaschine. Die Kläger fordern gar die Zerschlagung des Konzerns. Experten bezeichnen das Verfahren als "Prozess des Jahrzehnts", ein Urteil könnte es frühestens in diesem Jahr geben. Auch die EU hat bereits diverse Kartellstrafen verhängt, vor allem über Google. Am Montag wurde Apple zu 1,8 Milliarden Dollar verurteilt, weil es seine marktbeherrschende Stellung im Streaming-Geschäft missbraucht. Doch selbst wenn juristische Einsprüche erfolglos bleiben zahlt Apple (letzter Jahresgewinn 97 Milliarden US-Dollar!) diese Strafe aus der Portokasse.
Es braucht eine eigene Steuer auf diese Milliardengewinne
Für Versuche, die Marktmacht der glorreichen Sieben zu brechen, ist es in Wahrheit zu spät. In der EU hat man sich zwar in Absprache mit den USA auf eine "Digitalsteuer" geeinigt. Doch das, was Amazon, Facebook, Google und andere zahlen ist im Grunde lächerlich. In Österreich werden heuer daraus Einnahmen von rund 100 Millionen Euro erwartet. Die Dominanz der US-Riesen zementiert die Abhängigkeit von ihrer Technologie in Europa ein. Rohstoffe aus China, Technologie aus Amerika, fehlende Arbeitskräfte aus Asien und der ganzen Welt. In diesem Szenario sieht unser Kontinent tatsächlich "alt" aus und wird sich gehörig anstrengen müssen, um mehr zu sein als nur ein großer Verbrauchermarkt, auf dem die Taktgeber der Technologie ihre Milliarden verdienen.
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