Eines kann man der Flugbranche nicht vorwerfen: Dass es zu wenig Wettbewerb gibt. Auf den europäischen Kurzstrecken sind es die Billigflieger von Ryanair bis Easyjet oder Wizzair, die den - früher oft staatlichen - etablierten Airlines zusetzen. Auf der Langstrecke kämpft man gegen asiatische und arabische Riesen, die mit billigerem Treibstoff, billigerem Personal und in Wahrheit oft auch Subvention durch den Staat Vorteile haben.
Daher sind die kleineren Gesellschaften in Europa im letzten Jahrzehnt nahezu alle verschwunden oder von großen aufgekauft worden. Swissair und AUA gingen an die Lufthansa, die frühere Alitalia wartet nach mehreren Pleiten ebenfalls auf einen Einstieg des "Kranich". Die slowenische Adria Airways verschwand nach der Insolvenz genauso wie die ungarische Malev und viele andere kleine.
Warum die AUA überhaupt noch unter ihrem Namen fliegt
Dass es die AUA unter ihrem Namen noch gibt (auch wenn sie zu 100% der deutschen Lufthansa gehört), verdankt sie dem Staat und dem Steuerzahler. Man brauche einen "National Carrier" in Wien, viele Zulieferer würden davon abhängen und der Flughafen Wien verdanke seine Bedeutung als "Hub" (=Umsteig-Flughafen) für Osteuropa und Langstreckenflüge der AUA, wurde argumentiert.
Daher erhielten die Deutschen eine "Mitgift" von 500 Millionen Euro von der Republik Österreich, als sie die AUA 2009 übernahm. Es folgten trotzdem immer wieder Sparpakete, ein neuer Kollektivvertrag entstand nach Konflikten und Streiks. Die Privilegien der Alt-Piloten wurden gekappt bzw. durch teure Handshakes aus der Welt geschafft. Nur selten schaffte es die AUA seitdem , die speziell in Wien mit der neuen Billigkonkurrenz zu kämpfen hatte, schwarze Zahlen vorzuweisen.
Großzügige Hilfen vom Staat wieder für "Rettung" wird es nicht mehr geben
Als auch noch die Corona-Krise ausbrach, war es wieder einmal soweit: Ohne Hilfe vom Steuerzahler hätten viele Airlines nicht überlebt, das galt sogar für die Lufthansa selbst, immerhin die größte Airline Europas. Dazu kam bei der AUA auch noch, dass 6000 Beschäftigte dank Kurzarbeit mehr als zwei Jahre lang ihren Job behielten, obwohl kaum geflogen wurde. Ähnliches gab es in kaum einer anderen Branche! Erst im Vorjahr kehrte man zur normalen Auslastung zurück und erzielte erstmals seit langem Gewinne.
Nun sieht es so aus, als ob speziell Betriebsräte und Gewerkschaft das alles vergessen haben und per Streik eine wahnwitzige Gehaltserhöhung durchsetzen wollen. Jawohl, wahnwitzig! Denn ein Unternehmen kann sich nur hohe Gagen leisten, wenn es sehr viel verdient. Das ist bei der AUA nicht der Fall. Denn sie befördert im Vergleich etwa zur Swiss oder der Mutter Lufthansa viel weniger gut zahlende Business-Kunden, aber dafür mehr Touristen.
Der Markt bestimmt, wieviel das Personal verdienen kann
Insofern ist das Argument, die Crews würden im Konzernvergleich so schlecht bezahlt, zu relativieren. Der Markt bestimmt den Preis und indirekt auch die Bezahlung des Personals. Schon jetzt ist es so, dass die Lufthansa viele Strecken über ihre Billig-Tochter Eurowings bedient. Das könnte sich in Wien ausweiten, wenn das AUA-Personal zu teuer ist. Und im übrigen sind Qualitätsunterschiede zwischen angeblichen "Premium"-Airlines und Ryanair & Co. mit freiem Auge sowieso nicht mehr zu erkennen. Der Gast wird in enge Sitze gepfercht und zu essen oder zu trinken gibt es in der Regel nichts mehr, außer man zahlt extra.
Den Beschäftigten wird immerhin die volle Abgeltung der Inflation geboten, und das in einer schwierigen Branche, in der der Konzentrationsprozess noch immer nicht abgeschlossen ist. Experten sagen, dass außer Lufthansa, Ryanair und der Air-France(KLM-Gruppe keine Airline in Europa überleben wird. Speziell in Wien ist der Wettbewerb gegen die Billigflieger noch immer hart und erlaubt auf vielen Strecken keine höheren Preise. Mister O´Leary, der wortgewaltige Ryanair-Chef, möchte auch bei uns die Nr. 1 werden. So ein Lohnkonflikt sorgt dafür, dass er sich ins Fäustchen lacht.
Die Zeiten, in denen man sich mehr Geld erstreiken konnte, sind vorbei. Das ist die Realität, die bei den AUA-Betriebsräten und den Hetzern von der vida nicht angekommen ist. Der Steuerzahler wird beim nächsten Mal sicher nicht einspringen, wenn in Frankfurt entschieden wird, dass die AUA geschrumpft werden muss. Denn wie heißt es so schön: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.
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