Eine schlechte Nachricht aus der Wirtschaft jagt die andere: Die Industrie steckt seit Jahren in einer Rezession. Betriebe wandern ab, Personal wird abgebaut. Im Handel folgt eine Großpleite nach der anderen, Möbel, Mode- und Textilbranche sind stark betroffen. Die Zahl der Arbeitslosen in Österreich steigt wieder kräftig an. Eine echte Erholung der Wirtschaft ist nicht in Sicht.
Und doch gibt es einen Lichtblick. Eine Branche, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihre Erfolgsgeschichte fortschreibt: Es ist der Tourismus. Klammert man den Corona-Knick aus, geht es seit vielen Jahren nach oben. 2024 wurden (die offiziellen Dezember-Zahlen stehen noch aus) erneut rund 150 Millionen Übernachtungen im Inland erzielt, ein neuer Rekord wird erwartet. Trotz steigender Preise, Jammern über hohe Steuerlast und dem auch in diesen Betrieben omnipräsentem Mangel an Facharbeitern brummt das Geschäft. Teuerung hin und her - von Rezession ist in den Hotels und Restaurants in Österreich keine Spur. Sogar die Zahl der Beschäftigten nimmt weiter zu.

Die Wintersaison könnte erneut einen Rekord bringen
Das wird sich in der Wintersaison 2024/25 fortsetzen. Bei der Umfrage, die das market-Institut regelmäßig unter der Bevölkerung macht, sind die Daten heuer sogar besser als in den letzten Jahren. Es zeigt sich, dass nach wie vor jeder zweite auf Winterurlaub (Ski- oder Wellness) fahren möchte, der Großteil davon im Inland. Die aktuelle Situation für den Tourismus in Österreich wird von drei Viertel als gut eingeschätzt und der Wintertourismus gewinnt in der Meinung der Befragten an Bedeutung für den Wohlstand Österreichs.
Dazu tragen vor allem die zahlreichen ausländischen Gäste bei, die aus Deutschland, aus Nord- und Osteuropa zu uns Ski fahren kommen. Ergänzt wird der Erfolg durch einen florierenden Städte-Tourismus, der auch Übersee-Touristen anzieht.
Der Erfolg des Alpen-Tourismus Made in Austria kann leicht erklärt werden:
Es sind vor allem wohlhabendere Schichten aus allen europäischen Ländern, die gerne Ski fahren gehen und die nicht jeden Euro umdrehen müssen.
Im Vergleich zur Konkurrenz z. B. in der Schweiz oder in Frankreich ist Österreich keinesfalls teurer und hat hohe Sympathiewerte.
Die Qualität des Angebots stimmt, sowohl in der Hotellerie als auch in der Gastronomie. Alle haben erkannt, dass sie ständig in Qualitätsverbesserungen investieren müssen, das zeigen die neuesten Zahlen zu steigenden Ansuchen um Förderungen in diesem Bereich.
Statt kollektiv zu jammern, wie schwierig es ist, haben sich die heimischen Betriebe auf die neuen Trends in der Branche eingestellt: Es wird immer kurzfristiger gebucht, die Aufenthaltsdauer nimmt ab. Darauf hat man reagiert, stornieren ist einfacher geworden, die Gäste honorieren die Flexibilität der Gastgeber. Kostensteigerungen bei Energie und Personal konnten die Top-Betriebe auf die Preise umwälzen. Vor allem mittleren Segment (3-4-Stern-Betriebe) ging das allerdings zu Lasten der Erträge. Auf den latenten Personalmangel haben viele so reagiert, dass sie die Zahl der Ruhetage erhöht haben oder die Küchenzeiten reduzierten.
Österreichs Betriebe haben ihre Hausaufgaben gemacht
Zwar zeigen die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, dass der Konsum an der Bar oder bei teuren Getränken zum Abendessen schon seit einiger Zeit rückläufig ist. Zum Teil wird das durch die höhere Zahl an Gästen wettgemacht. Dass bei den Erhebungen zur Inflation die Preise in der Gastronomie monatelang die Spitzenplätze einnahmen, ist ein Faktum. Doch mit der Zeit hat man sich offenbar daran gewöhnt, dass ein großes Bier über fünf Euro kostet und ein Verlängerter nur knapp darunter liegt. Ohne Personal aus dem Ausland kommt heutzutage kein Betrieb aus. Das liegt weniger an der Bezahlung, die deutlich besser geworden ist. Viel hat damit zu tun, dass die Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende viele aus der Branche verscheucht.
Das zeigt, dass unsere Wirte und Hoteliers ihre Hausaufgaben gemacht haben. Wunder gibt es aber in der Wirtschaft keine: Der Trend zu mehr Urlaubsreisen ist ein globaler. Auf unserem wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland z. B. wird in einer aktuellen Umfrage für 2025 angegeben, dass bei den Konsumprioritäten Reisen nach Lebensmitteln an zweiter Stelle kommt. Österreich ist gemeinsam mit Italien ihr liebstes Ziel. Die Tourismusbranche wird es alleine nicht schaffen, unsere Wirtschaft wieder aus der Rezession zu ziehen, aber sie kann einen nicht unwesentlichen Beitrag leisten.
Commentaires