Die Bank Austria hat ein letztes Privileg: Sie ist eine der wenigen ausländischen Töchter der italienischen Unicredit, die zumindest nach außen ihren ursprünglichen Namen behalten durfte. Offiziell heißt sie ohnedies "Unicredit Bank Austria AG" und ist seit 2005 Teil einer Gruppe, die im Euroraum zu den drei größten Instituten gehört. Jetzt will der Riese erneut wachsen und die deutsche Commerzbank übernehmen. Klappt das, wäre man nach der britischen HSBC und der Schweizer UBS zwar die drittgrößte Bank in Europa. Doch die US-Riesen JP Morgan oder Bank of America sind am Börsenwert gemessen noch immer rund siebenmal bzw. vier mal so groß wie die Kombination aus Unicredit und Commerzbank.
Global gesehen sind Europas Bankenriesen noch Zwerge
Größe alleine ist kein Indiz für Erfolg. Unicredit-Chef Orcel argumentiert wohl, dass Europa auch bei den Finanzriesen global gesehen nur die Zwergenrolle spielt und daher Zusammenschlüsse die Strategie der Zukunft seien. Riesige Finanzgebilde sind "systemrelevant", sie dürfen/können nicht pleite gehen. Gibt es trotzdem Probleme wie vor nicht allzu langer Zeit bei der Schweizer Credit Suisse, ziehen Politik und Wirtschaft an einem Strang, um eine Lösung zu finden. Doch Big ist nicht immer beautiful. Die Ersten, die sich dagegen wehren, sind meist die bisher selbständigen Manager, die künftig immer weiter "nach oben" berichten müssen. Das macht Entscheidungen mühsamer und langsamer. Das kriegen auch die Kunden mit.
Blicken wir kurz zurück: Als die Bank Austria nach der Übernahme der Creditanstalt (der Staat privatisierte damals seine Anteile) 2002 selbst von der deutschen HypoVereinsbank (HVB)gekauft wurde, glaubte man damit einen europäischen "Player" geschaffen zu haben. Die Österreicher brachten das schon von der CA einst aufgebaute Netz an Tochterbanken in Osteuropa mit, die Deutschen ihren großen Heimmarkt. Bald stellte sich jedoch heraus, dass das neue Gebilde Altlasten und große Ertragsprobleme hatte. Die Unicredit schluckte HVB samt Bank Austria. Kurz darauf erschütterte die Finanzkrise 2007/08 die Welt und besonders die Banken. In Folge wollte man die Finanzinstitute "krisensicherer" machen. Die Vorschriften für das Eigenkapital wurden stufenweise erhöht, die EZB verschärfte die regelmäßigen Kontrollen.
Was seit dem Einstieg der Unicredit bei der Bank Austria passiert ist
Die stark gewachsene Unicredit musste sich ordentlich anstrengen, um die Vorgabe zu erfüllen. Sparprogramme, Personalabbau und Umstrukturierungen prägten die folgenden Jahre. Für die Tochter Bank Austria kam es knüppeldick: Die ertragreichen Osteuropa-Filialen, die von Wien aus gesteuert wurden, nahm man ihr weg. Im Inland wurden sowohl Personal (mit großzügigen Frühpensions-Aktionen) als auch Filialen abgebaut. Sogar an den Verkauf des Privatkundengeschäftes wurde gedacht, weil dieser Bereich Verluste schrieb. Die Nullzinspolitik der EZB erhöhte den Druck auf die Margen, weil die Zinsspanne (Differenz zwischen Einlage-und Kreditzinsen) als Ertragsbringer praktisch wegfiel.
Die erfolgreiche Sanierung und die Zinswende sorgten dafür, dass die Banken inklusive der Bank Austria bzw. der Unicredit heute wieder gute Gewinne schreiben. Doch Erfolge gehen auch ohne Fusionen bzw. Verkäufe an ausländische Großaktionäre. Die Erste Group und Raiffeisen International (RBI) sind zwar internationale gesehen nur "mittelgroß", haben ihr Osteuropa-Netzwerk sukzessive ausgebaut und sind heute in diesen Regionen ein starker finanzieller Fixpunkt (auch ohne Russland!), ohne dass sie ihre nationale Authenzität dafür aufgeben mussten. Beide sind börsenotiert, aber mit österreichischen Kernaktionären, und unterm Strich erfolgreich, so wie auch zahlreiche Regionalbanken im Inland.
Es gibt keinen generellen Schutz gegen Fusionen und Übernahmen
Das schützt nicht generell vor Übernahmen, wie man bei der deutschen Commerzbank sieht. Denn bei finanziell großzügigen Angeboten werden viele Aktionäre schwach, das gilt nicht nur für den Streubesitz. Die Kunden sind gespalten: Ihnen sind gute Konditionen und Betreuung wichtig. Manche mögen es zwar lieber, wenn "ihre" Bank lokal verankerte Eigentümer hat. Stehen internationale Großaktionäre dahinter (wie z. B. bei der Bawag), sehen das vor allem Private kritisch, auch wenn sie nicht gleich deswegen die Bankverbindung wechseln. Firmen sind auch die persönlichen Kontakte zum Management wichtig. Die andauernde Fluktuation, die in manchen Konzernen üblich ist, trägt nicht zur Vertrauensbildung bei. Wer allerdings selber weltweit tätig ist und regelmäßig Finanzierungen in Milliardenhöhe benötigt wird an den global tätigen Bankenriesen nicht vorbeikommen.
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