Schlagzeilen wie "Sieben Euro für ein Bier" (in der Villacher Kirchtagswoche) sorgen regelmäßig für tagelange Aufregung. Man schimpft, aber am Ende zahlt man. Schließlich ist man im wohlverdienten Urlaub. Die gestiegenen Preise in der Gastronomie führen seit einigen Monaten die Hitlisten bei den regelmäßigen Inflations-Statistiken an. Ein Wiener Schnitzel (das Original vom Kalb) um 30 Euro ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Wirte verteidigen sich mit Argumenten, die nachvollziehbar sind: Ihre Lohnkosten sind in den letzten zwei Jahren zweistellig gewachsen, Energie ist teurer geworden, die Lebensmittel im Einkauf auch.
Das Jammern über fehlende Arbeitskräfte hört man etwas seltener als noch vor einiger Zeit. Es sind zwar noch immer tausende Stellen unbesetzt. Doch man hat sich inzwischen selber geholfen. In den Sommermonaten galt früher die Devise: Tag und Nach hackeln, denn die Saison ist kurz. Mittlerweile gibt es kaum ein Lokal, das nicht einen oder zwei Ruhetage einschiebt, egal ob Haupt- oder Nebensaison. Das spart Personal, kostet aber Umsatz. Es könnte auch ein weiteres Indiz dafür sein, warum vieles teurer wurde. Denn die Rechnung im Tourismus lautet: Auslastung mal Preis ergibt die Einnahmen. Wenn man nun statt sieben nur mehr an fünf Tagen Gäste hat, müssen die entsprechend mehr ausgeben, damit die Einnahmen stimmen.
Warum in den Lokalen weniger konsumiert wird
Es gibt zum Glück genügend Kunden, die es sich weiter leisten können, ins Restaurant zu gehen oder den Urlaub in einem Hotel zu verbringen. Die anderen haben ihr Freizeitverhalten längst geändert: Supermarkt statt Wirtshausküche, Campingplatz statt Wellness-Hotel. Wer nicht ganz auf die persönlichen Ferien verzichten will, wählt preisgünstigere Unterkünfte bzw. Urlaubsregionen, bucht kürzere Aufenthalte und konsumiert wie erwähnt während des Urlaubs weniger.
Tourismusexperten wie Oliver Fritz vom Wifo oder Thomas Reisenzahn von Prodinger haben schon letztes Jahr festgestellt, dass die Nebenausgaben im Urlaub zurückgehen. Mehr Nächtigungen, aber stagnierender Umsatz. Heißt in der Praxis: Weniger Flaschen Wein im Lokal konsumieren, am Abend weniger Getränke an der Bar, zwischendurch einmal Fastfood To-Go statt Restaurant. Die Erträge sind heuer in der Hotellerie rückläufig. Vor allem Betriebe im mittleren Preis-Segment haben Probleme, weil ihre Klientel die Teuerung besonders stark spürt.
Die Zeit des starken Wachstums im Tourismus ist vorbei
Bis vor einem Jahr profitierte der Tourismus von der Nach-Corona-Euphorie. Alle wollten raus, endlich wieder Urlaub machen. Man hatte in den Lockdowns auch unfreiwillig Geld gespart. Doch das ist jetzt vorbei. Trotz der hohen Lohnabschlüsse macht sich die allgemein schlechtere Wirtschaftslage bemerkbar. Fliegen und Auto fahren wurden ebenfalls teurer. Obwohl das Wetter uns einen Traumsommer bescherte, ist von Euphorie in den heimischen Tourismusbetrieben keine Spur. Die Zeit der Rekordzuwächse und des ständigen Anstiegs der Nächtigungen scheint vorbei. Darüber kann auch die wieder aufgeflammte Diskussion um "Overtourism" nicht hinwegtäuschen. Es sind nur wenige Hotspots in Europa, die dieses Problem haben.
Doch die Zurückhaltung der "normalen" Gäste ist kein österreichisches Phänomen, sondern überall zu beobachten. Kein Wunder, dass sogar die Börsenkurse von Giganten der Branche wie booking.com, Airbnb oder der Marriott-Hotelgruppe zuletzt zweistellig nachgaben. Neue Gästeschichten zu erschließen scheint aktuell nicht so einfach: Krieg in Osteuropa und im Nahen Osten, Chinas Wirtschaft schwächelt, die Reisen der Asiaten sind noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. In Europa tobt der Kampf um Marktanteile: Der Klimawandel macht den Mittelmeerländern Probleme, im Hochsommer wird es zu heiß.
Hier kann Österreich punkten mit einem angenehmen Klima in den Bergen und warmen Badeseen. Qualität in den Betrieben ist gefragt und die stimmt großteils. Dabei darf man auf preisgünstige Angebote nicht vergessen, sonst verliert man Gästeschichten ins Ausland. Hier kehren wir zum Anfang der Geschichte zurück: Wer für einfache alkoholfreie Getränke wie Mineralwasser überhöhte Preise verlangt, der muss aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen. Er wird schon die Klientel finden, die das zahlt und die sich das leisten kann. Doch auf lange Sicht droht ein schwerer Imageschaden. Denn fast jeder weiß, wie billig man in Italien Kaffee oder Mineralwasser im Lokal kaufen kann.
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