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Autorenbildmanfredschumi

Gewinnrekorde: Die Banken beim Abkassieren auf Kosten ihrer Kunden

Geht´s den Banken gut, geht´s der Wirtschaft gut. Das klingt zugegeben nach einer Binsenweisheit. Wenn die Institute groß abkassieren und selber gut verdienen, können sie leichter Kredite vergeben oder Kunden länger die Stange halten, wenn diese mit Zahlungen in Verzug sind. Sie können auch gegenüber den eigenen Aktionären großzügig sein. Zuletzt gab es reihenweise Rekordergebnisse in der Branche. Dazu eine Zahl: Der Nettogewinn der zehn größten Banken in Europa stieg 2023 um 29% auf 100 Milliarden Euro.


Sehen wir uns einige spezielle in diesem Jahr veröffentlichte Bankbilanzen an. Die Unicredit hat 2023 einen Gewinn von 8,3 Milliarden Euro ausgewiesen. Dieser wird zur Gänze (!) für Dividenden und Aktienrückkäufe verwendet. Auch die britische Barclays Bank will in den kommenden drei Jahren ähnliche Summen für den gleichen Zweck ausgeben. Die Erste Group konnte ihren Gewinn auf fast 3 Mrd. Euro erhöhen. Große Institute, die früher als nicht so kapitalstark galten wie etwa die Deutsche Bank sehen noch künftig "Spielraum für höhere Ausschüttungen" und kaufen ebenfalls Aktien zurück, um die Attraktivität an der Börse zu steigern. So gut wie alle Finanztitel sind im letzten Jahr an den Märkten in die Höhe geschossen und auch heuer steigen die Kurse weiter.



Die Banken erzielen Rekordprofite auf Kosten der Sparr

Wie die Gewinnrekorde auf Kosten der Kunden entstehen


Der Hauptgrund für die sprudelnden Gewinne liegt in der 2022 begonnenen Zinswende. Bis dahin mussten die Institute sogar Geld ("Strafzinsen") zahlen, wenn sie Kapital bei der EZB parkten. Jetzt bekommen sie vier Prozent und lukrierten im Euroraum seither daher geschätzte 140 Milliarden Euro an risikolosen Gewinnen. Die 4% sind allerdings deutlich mehr als die meisten Kunden für ihr Erspartes kriegen. Das könne doch nicht sein, dass sich die Banken auf Kosten der Sparer bereichern, lautet die wohl berechtigte Kritik. Die Beteuerungen mancher Experten, dass die Weitergabe der höheren (Spar-)Zinsen nur etwas verzögert sei und schließlich einsetzen werde, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Obwohl mit einer Senkung der Leitzinsen erst im Sommer zu rechnen ist, verschlechtern sich die Konditionen für Sparer zum Teil schon jetzt.


Das zeigt, dass der Markt in diesem Fall nicht funktioniert. Es gibt zu wenig Wettbewerb um die Einlagen und daher wenig Interesse an Zinserhöhungen für das einfache Volk. Dieses Phänomen lässt sich relativ leicht erklären:

  1. Die Institute haben genug Eigenkapital (=Spareinlagen) und brauchen daher keinen Nachschub. Nach der Finanzkrise 2008 wurden sie gezwungen, ihre Kapitalbasis zu verbessern, um krisenresistenter zu sein. Doch in der Nullzinsphase wurden sie von der Europäischen Zentralbank über diverse Programme noch zusätzlich subventioniert. Laut dem bankkritischen Verein "Finanzwende" flossen seit 2014 rund 36 Milliarden Euro über die EZB an die Banken in der Eurozone! Das funktionierte z. B. über eine sehr hohe Verzinsung der Mindestreserven oder das "TILTRO"-Programm, mit dem man sich zu günstigeren Konditionen bei der Zentralbank Geld leihen konnte.

  2. Da wegen des geringen Wirtschaftswachstums (in Deutschland und Österreich schrumpft das BIP sogar) die Nachfrage nach Neukrediten überschaubar ist, besteht auch wenig Bedarf nach Kapital auf der anderen Seite der Bilanz. Weniger freundlich formuliert: Man pfeift darauf, mittels besserer Konditionen zusätzliche Spareinlagen zu gewinnen.

Banken bereiten sich auf mögliche Pleitenwelle vor


Wirklich unglücklich ist man in den Vorstandsetagen über diese Situation nicht. Denn die Rezession in der Industrie und die Probleme in manchen Branchen wie Baugewerbe oder Gastronomie werden zu mehr Pleiten führen und die Bankbilanzen belasten. Das lässt sich bei der aktuell hervorragenden Ertragslage leichter verkraften.


Stimmt nun die eingangs erwähnte Binsenweisheit nicht mehr? Geht es nur den Banken gut und der Wirtschaft nicht? Aktuell sieht es so aus. Einige Regierungen haben bereits überlegt, Sondersteuern für Finanzinstitute einzuführen. Doch das wären Eingriffe in den Markt, die an Planwirtschaft erinnern. Das kann keine Lösung sein. Die EZB ist jedoch gefordert, die Förderungen der Branche zu beenden, z. B. über eine geringere Verzinsung der Mindestreserven. Dazu muss es mehr Anreize geben, um die Kreditnachfrage anzukurbeln und das Wachstum wieder in Gang zu bringen. Wenn es auch der Wirtschaft wieder besser gehen würde, könnte die Kritik rasch verstummen, dass die Banken "zu viel" verdienen.

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